Donnerstag, 18. Mai 2006
7. und 8. Veranstaltung: Conferencing Software: Ergänzungen
In der 7. und 8. Veranstaltung wurde der Kurs zur Ausbildung zum e-Moderator (Definition von e-Moderation siehe hier) fortgesetzt, wobei wir nun selbst moderieren durften. Hierzu musste eine 15-minütige Präsentation über irgendein beliebiges Thema (bei mir: Grundlagen des Zeit- und Zielmanagements für Mittelschüler und Studierende, in Anlehnung an Lothar J. Seiwert) erstellt werden. Ich verzichte darauf, die theoretischen Grundlagen von Onlinekonferenzen zu wiederholen oder die Funktionalitäten von Centra nochmals aufzulisten; vielmehr sollen einige Ergänzungen erwähnt werden. Im Folgenden werden deshalb ein paar Tipps aufgeführt, die zu einer gelungenen e-Moderation beitragen sollen.

Tipps für eine gelungene e-Moderation
 
  • Langsames, deutliches Sprechen: In Online-Konferenzen ist es, abgesehen von dem Fall, dass eine Webcam eingesetzt wird, nicht möglich, die Mimik des Referenten zu sehen. Auch wird die Gestik (Handzeichen etc.) nicht erkannt. Aus diesem Grunde ist es unerlässlich, mit der Stimme zu arbeiten, mit ihr also wichtige Punkte zu betonen, Spannung zu erzeugen usw. Grundsätzlich sollte bei einer Onlinepräsentation immer deutlich, langsam und genügend laut gesprochen werden.
  • Rückfragen stellen: Weil man an Onlinekonferenzen keine fragenden Gesichter der Zuschauer erkennen kann, ist es unerlässlich, von Zeit zu Zeit die Teilnehmer zu fragen, ob Unklarheiten bestehen oder Ergänzungen bestehen. Zwar können die Teilnehmenden sich durch Mausklick auf ein Icon, das ein Handaufheben darstellt, beim Moderator melden. Dennoch besteht unter Umständen eine nicht unbeachtliche Hemmschwelle, den Moderator in seiner Präsentation zu unterbrechen. Daher sollte der Präsentierende sein Publikum zu Beginn der Präsentation auch bewusst darauf hinweisen, dass sie ihn bei allfälligen Fragen, Ergänzungen oder Bemerkungen unterbrechen sollen.
  • Übersichtliche Folien: Übersichtliche Folien sind nicht nur bei Onlinepräsentationen wichtig, sondern bei jeder anderen Präsentation auch. Ich empfehle, jeweils eine serifenlose Schrift (Frutiger Roman, …), nicht aber unbedingt eine Standardschrift (Arial, …) zu verwenden. Die Schrift muss genügend gross sein (mind. 20 pt) und in einer passenden Schriftfarbe stehen (am besten helles Schwarz oder dunkles Anthrazit, nicht aber etwa gelb, rot, grün etc.). Gemäss Lore Reß sollten die Folien ferner schlicht sein, keine Fusszeilen beinhalten und keine Foliennummerierung aufweisen. Mit der Schlichtheit der Folien bin ich grundsätzlich einverstanden, denn es gibt nichts Schlimmeres als überladene Folien. Dennoch sollte die Präsentation über eine gewisse Eleganz verfügen, die man beispielsweise mit feinen, halbtransparenten Linien einfach selbst für die eigene Präsentation erstellen kann. Der Sinn und Zweck, auf Fusszeilen zu verzichten, liegt darin, dass mit Centra und auch mit den meisten anderen e-Conferencing Tools auf die Folien geschrieben und gemalt werden kann; insoweit ist es denkbar ungünstig, wenn die Folien gegen unten begrenzt sind. Auf eine Foliennummerierung soll, so Reß, verzichtet werden, weil die Teilnehmenden ansonsten leicht merken, wenn eine Folie übersprungen wird. Dem kann nicht ganz zugestimmt werden. Insbesondere bei Präsentationen, die zu Schulungszwecken gemacht werden, kommt es vor, dass Teilnehmende sich Notizen machen möchten. Angenommen, die Folien stehen nicht frei zum Download bereit, so können die Teilnehmenden sich die Folien nicht ausdrucken und entsprechend auch keine ergänzenden Bemerkungen auf die Folien schreiben. Aus diesem Grunde werden die Teilnehmer sich Notizen auf leeren Blättern oder ggf. in einem Word-File machen. Sind die Folien nummeriert, so können sich Gedankengänge und anderweitige Bemerkungen viel leichter einer Folie zuordnen lassen (z.B. «ad 3: …», «ad 7: …»; «Folie 9: …»). Ansonsten müsste jeweils ein Querverweis in der Art von «Folie über die Strategieentwicklung in KMU: …» gemacht werden, was sichtbar mehr Zeit verwendet. Angenommen, die Folien stehen aber vor der Präsentation zum Download bereit oder können sonst wie auf irgendeiner Art und Weise eingesehen werden. In einem solchen Fall würden die Teilnehmenden die ausgelassenen Folien ohnehin bemerken, da sie die Folien bereits einmal eingesehen haben.
  • Meldungen und Feedbacks im Auge behalten: Von zentraler Bedeutung ist, dass der Moderator die an ihn abgegebenen Meldungen (z.B. über Textchats) und Feedbacks («Zu schnell», «Zu langsam», «Nochmals erklären» etc.) berücksichtigt. Ebenfalls muss der Moderator sofort merken, wenn einer der Teilnehmer sich durch virtuelles Handaufhalten melden möchte. Insgesamt sind hier nicht wenig Anforderungen an den Moderator gestellt, da er den gesamten Bildschirm stets im Auge behalten muss.
  • Rückmeldungen "erzwingen": Anders als bei normalen Präsentationen bzw. Konferenzen kann der Moderator nicht sehen, ob alle Teilnehmer geistig bei der Sache sind (oder ob sie schlafen bzw. ihre Mails beantworten oder im Internet browsen). Deshalb sollte ein Moderator regelmässig Rückmeldungen erzwingen. Er kann dies tun, indem er Umfragen zur Abstimmung vorlegt, das Whiteboard zur Benutzung freigibt und die Teilnehmenden auffordert, ihre Gedanken dort zu schreiben bzw. zu strukturieren, die Teilnehmenden bittet, im Textchat Antworten zu schreiben oder Ja-/Nein-Fragen stellt, welche die Teilnehmer mit Klick auf die Buttons «Ja» oder «Nein» beantworten müssen. Wenn der Moderator sieht, dass ein Teilnehmer vermehrt keine Antworten gibt, so lohnt es sich ggf. freundlich nachzufragen, ob der Teilnehmer noch bei der Sache ist.
  • Bewegung in die Folien bringen: Solange Folien während einer Onlinemoderation durchgegangen werden, empfiehlt es sich, die behandelten Punkten mit einem virtuellen Stift zu umranden oder mit der Maus – für die Konferenzteilnehmer sichtbar – auf die Punkte hinzuweisen, genau so wie bei einer normalen Konferenz mit Laserpointer auf die entsprechenden Punkte einer Folie gezeigt wird. Gemäss Lore Reß besteht, wenn mit den Folien aktiv gearbeitet wird, d.h. wenn Action stattfindet, weniger die Gefahr, dass die Teilnehmenden nur zuhören, anstatt auf die Folien zu schauen, und stattdessen beispielsweise ihre E-Mails beantworten.

Nach den dargelegten Ausführungen wird klar, dass die «multi-tasking»-Fähigkeit des Moderators eine unabdingbare Voraussetzung für eine gelungene online abhgehaltene Präsentation bzw. Konferenz ist.

Meine Erfahrungen mit e-Moderation

Der Umgang mit e-Conferencing-Software ist gar nicht so schwierig, wie es zu Beginn scheinen mag. Man gewöhnt sich recht schnell an die Handhabung des Tools, die Konvertierung von PowerPoint-Folien in JPG, GIF bzw. HTML erfolgt mit Centra problemlos (wenn auch die Folien aufgrund der niedrigen Auflösung nicht mehr so scharf sind, wie sie in PowerPoint dargestellt werden), und auch beim Moderieren gelingt es, die anfängliche Nervosität schnell abzulegen. Gewöhnungsbedürftig ist, die Teilnehmenden nicht im sehen zu können, was einem die Unsicherheit bringt, nicht immer zu wissen, ob (a) das, was man erzählt, den Teilnehmern überhaupt interessiert und (b) die Teilnehmer überhaupt noch zuhören. Als Moderator gilt es auch, stets alles (d.h. Wortmeldungen, Textchat, Folien etc.) im Auge zu behalten und gleichzeitig noch zu sprechen... Und da Männer nicht verschiedene Dinge gleichzeitig machen können, dürften Frauen regelmässig die besseren e-Moderatorinnen sein.

Ergänzungen

Andreas P. hat übrigens noch gute Screenshots der Werkzeugleiste von Centra sowie der Navigationsleiste in seinem Blog publiziert:



Werkzeugleiste von Centra



Navigationsleiste von Centra

Andreas weist - meines Erachtens zu Recht - darauf hin, dass e-Conferencing Tools primär im unternehmerischen Kontext und nicht innerhalb des Studiums genutzt werden. Gleichfalls einverstanden bin ich mit der Aussage, dass Studierende - sowie aber auch Kleinunternehmen, die sich keine Conferencing Solutions leisten können (!), vor allem über andere Instrumente, namentlich über virtual Teamrooms oder Skype, zusammenarbeiten.

Der andere Andreas in unserem Kurs, Andreas Gerig, hat übrigens entdeckt, dass die Daten + Dokumentation GmbH, welcher Frau Lore Reß angehört, einen Blogeintrag über unsere Ausbildung zum e-Moderator gemacht hat.

Links

Flash-Demo von Centra bei der Daten + Dokumentation GmbH

... comment

 
Ress-Collaboration
Hab ich jetzt auch nachgelesen, was Frau Ress in ihrem Blog über sie Studierende geschrieben hat. Sie freut sich wirklich, dass sie das machen kann, und ich auch. Eine Win-Win-Situation. Habe übrigens am letzten Freitag des Mai für Sie an Ihrem Web-Conferencing-Stammtisch einen Vortrag, oder besser ein Gespräch über E-Collaboration moderiert. Sie war stolz, dass sich über 20 Leute eingeklinkt hatten.
Und das mit dem männlichen oder weiblichen Multitasking. Die Theorien habe ich auch alle schon gelesen. Erwarte aber, dass die Hirnforschung da noch bessere Erkenntnisse bringt; ausserdem finde ich die Erklärungen zu einfach. Auch wenn die Verbindung der Gehirnhälften weniger "dick" ist, ist da immer noch viel verbunden, das Gehirn ist sehr redundant, d.h. überdimensioniert ausgelegt, ausserdem extrem lernfähig, also überzeugt mich das noch nicht so ganz. Und ich kenne Gegenbeispiele: Ich kann z.B. nicht Autofahren und gleichzeitig reden, dafür kenne ich etliche männliche Köche, die mehrere Töpfe am Herd problemlos koordinieren können, dabei noch ein Gläschen Wein trinken und amüsant Konversation machen :-) (Gehe gleich googeln, ob M. Spitzer, Neurowissenschaftler, dazu was sagt, nachdem ich mich in meiner Juni-Newsletter-Kolumne über sein Fernseh- und Computer-Bashing auslasse.

... link  


... comment
Copyright by Roman S. Gutzwiller (2005). All rights reserved.